Innenministerium plant deutschen "Clipper"-Chip

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Nach Informationen des SPD-Bundestagsabgeordneten und Medienexperten Jörg Tauss plant das Bundesinnenministerium die Entwicklung eines Verschlüsselungs-Chips nach dem Muster des glücklosen amerikanischen "Clipper"-Chips. In einer Pressemeldung berichtet Tauss, der geplante Chip solle "ähnlich dem amerikanischen Vorbild den Sicherheitsdiensten ein Schlüsselloch bieten, durch das sie auch bei wirksamer Verschlüsselung von den vertraulichen Inhalten einer Datenkomunikation Kenntnis nehmen können".

Da sich international in der Kryptodiskussion zunehmend die Ansicht durchsetzt, daß eine Verschlüsselung mit staatlicher Hintertür politisch nicht durchsetzbar ist, unternimmt das Ministerium laut Tauss den Versuch, Verfahren, die den Sicherheitsbehörden in bestimmten Fällen einen Zugriff auf den Klartext verschlüsselter Inhalte erlauben, auf andere Weise durchzusetzen. Man habe die Absicht, die geplante Ministeriumshardware bei allen staatlichen Stellen zu installieren und die gesamte behördliche Kommunikation ausschließlich mit Hilfe des Chips zu verschlüsseln. Auf diese Weise solle Druck auf andere Anwender ausgeübt werden, sich ebenfalls dieser Technologie zu bedienen.

Diese Strategie ähnelt dem US-amerikanischen Vorgehen. Auch in den USA gab es angesichts wachsenden politischen Gegendrucks den Plan, den "Clipper"-Chip nicht mittels gesetzlicher Regelungen, sondern über den Markt durchzusetzen. Aber die amerikanische Wirtschaft zeigte sich nicht interessiert und das "Clipper"-Projekt gilt allgemein als gescheitert. Bundesinnenminister Kanther hat in Deutschland wahrscheinlich mit einer vergleichbaren Reaktion zu rechnen. Laut Tauss haben sich die Deutsche Telekom und Siemens bereits geweigert, das Innenministerium bei der Entwicklung des nationalen "Clipper"-Chips zu unterstützen.

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