Frage 1: Was is Kryptographie?

Kryptographie hat für die meisten Menschen etwas mit geheimer Kommunikation zu tun. Sicher, der Schutz empfindlicher Kommunikation hat die Kryptographie in Ihrer Geschichte [Kah67] mächtig entwickelt, aber wie wir sehen werden, ist dies nur ein Teil der heutigen Kryptographie.

Verschlüsselung/Chiffrierung ist die Umwandlung von Daten in irgendeine unlesbare Form. Damit soll bezweckt werden, daß niemand die Information erlangen kann, auch wenn er die verschlüsselten Daten sieht. Entschlüsselung/Dechiffrierung ist die Umkehrung von Verschlüsselung. Hierbei werden die verschlüsselten Daten zurück in eine auswertbare Form umgewandelt.

Verschlüsselung und Entschlüsselung benötigen einige geheime Informationen, die gewöhnlich als Schlüssel bezeichnet werden. In Abhängigkeit von dem Verschlüsslungsverfahren kann der gleiche Schlüssel zur Chiffrierung wie zur Dechiffrierung benötigt werden. Bei anderen Verfahren können diese Schlüssel verschieden sein (siehe Frage 3).

Heutige Kryptographie ist jedoch mehr als Geheimschriften, Verschlüsselung und Entschlüsselung. Authentifikation ist ein fundamentaler Teil unseres geschützten Lebens. Wir benutzen Authentifikation täglich, bspw. wenn wir ein Dokument unterschreiben. Wenn wir nun elektronisch durch die Welt ziehen, so müssen wir unsere Entscheidungen und Vereinbarungen auf die gleiche Art mit dem Computer treffen.

Die Kryptographie stellt uns dafür Mittel zur Verfügung. Eine elektronische Unterschrift/Signatur (siehe Frage 3) verbindet ein Dokument mit dem Eigentümer eines bestimmten Schlüssels. Ein digitaler Zeitstempel (siehe Frage 108) bindet ein Dokument bei seiner Erstellung an eine bestimmte Zeit. Diese kryptographischen Verfahren können verwendet werden, um Zugriff auf ein firmenübergreifendes Speichermedium zu gestatten, ein Hochsicherheitsinstallation durchzuführen oder einen Pay-TV Kanal einzurichten.

Der Wirkungsbereich der Kryptographie ist noch größer, wenn wir die Dinge hinzunehmen, die uns durch die Kryptographie erst ermöglicht werden. Mit einigen wenigen Hilfsmitteln ist es möglich, ausgefeilte Systeme und Protokolle für elektronisches Geld (siehe Frage 138), für einen Nachweis bestimmter Informationen, ohne diese dabei preiszugeben (siehe Frage 107), oder für eine Aufteilung eines Geheimnisses auf fünf Leute, so daß mindestens drei dieses erst wieder zurückgewinnen können (siehe Frage 103) zu entwickeln.

Während die moderne Kryptographie sich breit entwickelt, ist sie doch wesentlich an Probleme gebunden, die schwer zu lösen sind. Ein Problem kann schwer zu lösen sein, weil zur Lösung eine geheime Information gebraucht wird, wie bei der Dechiffrierung eines Dokuments oder bei der elektronischen Unterschrift, oder weil es in sich schwierig ist, wie das Auffinden einer Nachricht zu einem gegebenen Hashwert.

Mit dem Ausweiten des Wirkungsfeldes der Kryptographie verwischen die Trennlinien zwischen eigentlicher Kryptographie und deren Anwendungen. Heutige Kryptographie kann als Studium der Techniken und Anwendungen, die auf der Existenz schwieriger Probleme beruhen, zusammengefaßt werden. Ein Kryptoanalytiker versucht kryptographische Mechanismen zu kompromittieren. Kryptographie (von dem griechischem Wort kryptós lógos, bedeutet "Verstecktes Wort") ist die Kombination von Kryptographie und Kryptoanalyse.

Die Veröffentlichungen von Rivest [Riv90] und Brassard [Bra88] bilden eine hervorragende Einführung in die moderne Kryptographie. Einige Lehrbücher stammen von Stinson [Sti95] und Stallings [Sta95], Simmons bietet eine tiefgründige Literatur zu den technischen Aspekten der Kryptographie an [Sim92]. Eine umfangreiche Zusammenfassung der modernen Kryptographie findet sich in Applied Cryptography [Sch95b], Ford [For94] stellt eine detailierte Auflistung von Frager kryptographischen Standards und sicherere Kommunikation bereit.

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