Cisco hat eine wunderschöne Werbung zum Thema "IPv4 ist alle" veröffentlicht. Das Video ist sehenswert, es spielt in bester Hollywoodmanier durch, was im nächsten Jahr passieren soll.

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icann

ICANN diskutiert derzeit, wie schnell und wie viele neue Top-Level-Domains zugelassen werden können. Dazu gibt es zwei Studien, die ich kommentieren möchte.

Summary of the Impact of Root Zone Scaling

Dieser Report beschränkt sich auf die technischen Fragen bei der Erweiterung der Root-Zone.

Zuerst einmal gibt es die neuen Techniken IPv6 und DNSSEC, die einige zusätzliche Records in die Zone injezieren. Dadurch wächst die Root Zone um einen konstanten  Faktor.

Genau wie der Report sehe ich keine technischen Probleme für diese neuen Techniken. In den letzten Jahren wurde wurde eine beachtenswerte Arbeit geleistet, IPv6 zu einem stabilen Betrieb zu verhelfen. Noch mehr Arbeit steckt in der DNSSEC Migration, die sehr ermutigende Ergebnisse vorweisen kann.

Der Knackpunkt ist aber die Erweiterung des Namensraumes selbst. Technisch gesehen bestehen praktisch keine Schranken. Ich erwarte aber erhebliche Schwierigkeit bei der täglichen Fehlersuche, wenn der Namensraum kräftig erweitert wird. Ein Großteil der jetzigen "nxdomain" Antworten an fehlkonfigurierte lokale Systeme wird dann für Kopfzerbrechen sorgen. Deswegen ist eine langsame Einführung neuer Namen wichtig.

Leider behandelt die "Delegation Rate Study" (siehe unten) nicht die organistorischen und aministrativen Schwierigkeiten beim Bewertungsprozeß. Es ist nicht nachvollziehbar, wieviele Ressourcen ein einzelnes Anmeldeverfahren binden wird und ob diese Ressourcen von externen Unternehmen eingekauft werden müssen.

Um die Antragsteller vor unvorhersehbaren Engpässen zu schützen, ist ein klare und transparente Prozeßüberwachung insbesondere ein stringentes Reporting ist notwendig. Transparenz und Nachvollziehbarkeit sind der wesentliche Voraussetzung für ein erfolgreiche Einführung von neuen Top-Level-Domains.

Darüberhinaus ist die Interaktion zwischen ICANN, IANA, NTIA, DOC und Verisign nicht klar erklärt.

Aktuell ist ein deutlicher Fortschritt bei der Transparenz notwendig. Es wäre hilfreich, Veröffentlichungspflichten zu definieren und eine gute Übersichtseite für alle aktiven Anträge bereitzustellen.

Delegation Rate Scenarios for New gTLDs

Ich erwarte erhebliche Probleme bei der täglichen Fehlersuche durch die Erweiterung des Namensraumes. Ein Großteil der jetzigen "nxdomain" Antworten an fehlkonfigurierte lokale Systeme wird dann für Kopfzerbrechen sorgen. Deswegen ist eine langsame Einführung neuer Namen wichtig. Insbesondere widerspreche ich der Masseneintragung neuer Namen in die Root-Zone.

Alle Evaluierungen müssen innerhalb der ICANN ablaufen, das Outsources der Prüfungen an exteren Unternehmen gehört verboten. Deshalb ist die vorgeschlagene Antragsmenge von 500 bis 1000 Anträgen pro Jahr deutlich zu hoch. Die obere Grenze dessen, was innerhalb ICANNs zu leisten ist, liegt bei der Anzahl der Policyänderungsvorschläge, die ICANN aktuell handhabt. Diese liegt schon jetzt an der Belastungsgrenze der beteiligten Personen. Anderenfalls besteht für viele Anträge das Risiko ungeprüft durchgewunken zu werden. Da neue Top-Level-Domains für lange Zeit im Namesraum des Internets verbleiben, sollten derartige Fälle minimiert werden.

Gemäß der Aufforderung des Unterausschusses "Neue Medien" des Bundestags zur öffentlichen Anhörung am 25. Oktober liegt nun die schriftliche Stellungnahme von meiner Seite aus vor.

Nachtrag vom 2.November

Letzte Woche wies der BDK, Herr Jansen, mich darauf hin, dass eine Quellenangabe nicht zur Aussage im Text passt.
Da ist mir leider ein Fehler unterlaufen, ich habe zwei Quellen vertauscht. An der Sachaussage ändert sich damit allerdings nichts, denn die passende Quelle ist existent. Ein entsprechendes Korrekturschreiben ist dem Unterausschuss sowie dem BDK zugegangen.

Herr Jansen vom BDK bedankte sich umgehend für die "professionelle" "Beseitigung des Irrtums".

Das Internetprotokoll IPv6 stellt viele NeunutzerInnen vor schwierige Fragen: Warum sich die Bits in der Hostadresse von anderen vorgeben lassen? Warum sind überhaupt Grenzen in der Netzadresse? Haben wir kein freies Netz?

Für NutzerInnen mit derartigen Fragen haben wir die Alternative /68:

  • Keine Gängelung der Adressen mehr durch Globaliätsbits
  • Völlige Freiheit bei der Adressauswahl
  • Genug Adressen für eine kleine Kommune
  • Persönliche Wunschadresse statt unmenschliche Automatismen

Am 25. Oktober findet zwischen 13:00 und 15:30 eine Expertenanhörung im Unterausschuß "Neue Medien" statt. Es geht um das Thema "Kampf gegen Darstellung von Kindesmissbrauch im Internet: technische und organisatorische Fragen".

Eingeladen sind Experten von eco, Inhope, FSMjugendschutz.net, KJM, AK Zensur, BITKOM, ICANN, space.net und das BKA. Ich gehe für ICANN hin.

Wie immer gibt's einen Live-Stream unter www.bundestag.de oder später die Aufzeichung.

Eine schriftliche Stellungnahme wird vorab erwartet.